Dieses Projekt haben wir 2021 abgeschlossen. Trotz der erheblichen Probleme durch die Corona Pandemie, haben unsere Partner von EcoHimal Nepal es geschafft, alle 24 Öfen in das Dorf Chumsur zu transportieren und gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft aufzubauen.
Die Region, in der unser Projekt durchgeführt wurde, liegt im Distrikt Sankhuwasabha im Osten Nepals. Die Dörfer liegen im Arun-Tal, das sich zwischen den beiden Achttausendern Makalu im Westen und Kanchenjunga im Osten erstreckt. Dort leben Menschen verschiedener Volksgruppen, die mehrheitlich buddhistischen Glaubens sind. In unserem Dorf Chumsur leben hauptsächlich Lhomi-Familien. Die Lhomi sind eine Community die ursprünglich aus Tibetan stammt und zu den kleinsten Indigenen Völkern Nepal’s gehört. Ihre gleichnamige Sprache wird nur noch von rund 7000 Menschen gesprochen. Die Dörfer sind extrem abgelegen und können nur zu Fuß erreicht werden. Viele liegen mehrere Tagesmärsche von der nächsten Straße entfernt. Wie in allen Bergregionen Nepals wird auch im Arun-Tal überwiegend Holz zum Heizen und Kochen benutzt. Vor allem arme Haushalte können sich Gaskocher nicht leisten und außerdem ist es sehr schwierig, Gaskartuschen an diese abgelegenen Orte zu transportieren. Deshalb haben die meisten Haushalte entweder offene Feuerstellen oder einfache Öfen, in denen mit Holz geheizt wird. Nicht nur die Feuerstellen, sondern auch die Öfen haben massive Nachteile. So führt die immense Rauchentwicklungen zu großen gesundheitlichen Belastungen und viele Menschen in den Dörfern leiden deshalb an schweren Atemwegserkrankungen. Das betrifft die ganze Familie, besonders stark jedoch Frauen und Kinder. Denn die Frauen sind es, die im Haus am Feuer kochen und dadurch dem Rauch intensiv und lange ausgesetzt sind – die Kinder sind oft mit dabei.
Hinzu kommt noch ein ökologisches Problem: Die einfachen Öfen verbrennen sehr ineffizient. Der Holzverbrauch ist aufgrund dieser ungünstigen Brenn- und Heizleistung sehr hoch und daraus entsteht eine Gefahr für die Bergwälder des Arun-Tals, aus denen das Brennholz herbeigeschafft werden muss.
Diese Arbeit, das zeitintensive Sammeln des Feuerholzes, ist traditionell Aufgabe der Frauen. Eine Optimierung der Verbrennungseffizienz durch neue Öfen kommt also auch in dieser Hinsicht den Frauen zugute.
Unser Projekt zielt auf eine nachhaltige Verbesserung dieser Situation im Arun-Tal. Es sollen bewährte Öfen, sogenannte improved cooking stoves, zunächst für die bedürftigsten Haushalte eines Dorfes im Arun-Tal angeschafft und installiert werden. Diese Öfen wurden extra für die Bedürfnisse im Himalaja entwickelt. Sie werden bereits seit den 1990er Jahren benutzt und von den Menschen sehr geschätzt. EcoHimal Nepal war selbst an der Entwicklung beteiligt und hat sie zunächst in der Khumbu-Region genutzt und in den letzten Jahren bereits 160 Haushalte im Arun-Tal mit einem solchen Ofen ausgestattet.
Die Vorteile der improved cooking stoves:
- Ökologie und Nachhaltigkeit: Durch eine effizientere Verbrennung benötigen sie bis zu 60 Prozent weniger Feuerholz. Dies schont die natürlichen Ressourcen der Bergwälder. Überdies hat es enorme Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung der Frauen, die dadurch weniger Zeit mit dem Sammeln von Holz verbringen müssen.
- Gesundheit: Durch einen Kamin und eine geschlossene Brennkammer im Ofen wird die Rauchentwicklung minimiert und dadurch die Luftverschmutzung im Raum stark verringert.
- Effektivität: Es ist möglich, auf mehreren Feldern zu kochen, es gibt einen Warmwasserbehälter und eine Trockenkammer, in der beispielsweise Fleisch hygienisch getrocknet werden kann, etwa zur Herstellung von sukuti (Trockenfleisch).
- Regionalität: Die Öfen wurden in Nepal entwickelt und werden in Kathmandu hergestellt. Somit werden lokale Betriebe gefördert und Arbeitsplätze erhalten.
Die Kosten pro Ofen belaufen sich auf 25 000 Nepalesische Rupien (etwa 190 €) – das ist ein Betrag, der für die meisten Bewohner der Bergregionen unerschwinglich ist. Der Transport der Öfen ist aufwändig und zeitintensiv.
2021 haben die Monunregenfälle früher als erwartet eingesetzt und die Straße von Kathmandu nach Num Bazaar stark beschädigt. Aufgrund dieser Erschwernisse dauerte der Transport nach Num allein schon drei Tage. Die ICSs wurden in Num gelagert, bis die Straße repariert wurde, um dann auf zwei Traktoren umgelagert zu werden und bis ins Dorf Chamtang zu gelangen, dem letzten Punkt auf dem die Straße noch befahrbar war. Von dort aus halfen Träger aus dem Dorf, die Öfen sicher bis nach Chumsur zu bringen
An Ort und Stelle wurden sie in den Häusern installiert. Dabei arbeiten die Mitglieder der Haushalte und Expert*innen aus Kathmandu gemeinsam. Darüber hinaus wird die Installation der Öfen zusätzlich von Trainings begleitet, die die Dorfbewohner*innen für nachhaltige Waldnutzung und ökologische Fragen sensibilisieren sollen.
Das Projekt war insgesamt ein großer Erfolg. Wegen der Reisebeschränkungen und des Monsuns wurde der ursprüngliche Plan, die Öfen gemeinsam vor Ort mit einem Team aus Deutschland und Kathmandu zu übergeben unmöglich. In dieser Situation zahlte sich aus, dass EcoHimal über viele Jahre eine sehr gute Beziehung mit der Dorfgemeinschaft und der Lokalregierung aufgebaut hatte. Alle haben zusammengearbeitet und trotz der widrigen Umstände dafür gesorgt, dass alle Öfen dort ankamen, wo sie hingehören!